Anwendungsgebiete
Als Heilpflanze sind für die Brennnessel ebenso viele Einsatzgebiete wie für Kamille, Ringelblume und Löwenzahn bekannt. Mit der harntreibenden und blutreinigenden Wirkung wird die Brennnessel gerne als Bestandteil von Frühjahrskuren eingesetzt. Sie regt die Nieren- und Blasenfunktion an. Dadurch werden die ableitenden Harnwege gut durchspült und krankheitserregende Keime ausgeleitet. Mit ihrem hohen Eisengehalt kann sie auch Eisenmangelzustände, die sich häufig in Müdigkeit und Erschöpfungszuständen zeigt, beheben. Die Brennnessel liefert – je nach Wuchsort – zwei- bis viermal so viel Eisen wie ein Rindersteak.
Die Brennnessel kann auch die Leber und die Galle positiv beeinflussen und so die Verdauung verbessern. Sogar die Bauchspeicheldrüse soll auf die Brennnessel reagieren, was sich in einem ausgeglichenen Blutzuckerspiegel bemerkbar machen soll. Brennnesseltee kann als Gesichtswasser eingesetzt werden bei Allergien, die sich über die Haut äußern, Pickeln, Ekzemen und Akne. In der Kosmetikindustrie dienen aus Brennnesselwurzeln oder -blättern erzeugte Zubereitungen als Zusatz zu Shampoos, Haarwässern und Haarwuchsmitteln, da sie die Durchblutung des Haarbodens stärken. Die entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften der Brennnessel sorgen bei Arthrose und Arthritis für Erleichterung. Durch das Ausschwemmen von Stoffwechselendprodukten gehen die Entzündungen im Zwischenzellgewebe zurück, die Schmerzen lassen nach und der Körper wird wieder beweglicher. In Marokko wird die Brennnessel traditionell bei Bluthochdruck eingesetzt. Offenbar hat die Brennnessel eine entspannende Wirkung auf die Blutgefäße. Sie hat Einfluss auf die Blutgerinnung und hilft, das Blut zu verdünnen. Das Immunsystem wird durch den hohen Vitalstoffgehalt der Brennnessel gestärkt. In den Samen der Brennnessel finden sich hormonähnliche Substanzen und Vitamine. Diese sind hilfreich bei einer Leistungsschwäche der Geschlechtsorgane. In der Volksmedizin werden sie als Mittel zur Potenzstärkung empfohlen.
Auch die Milchproduktion stillender Mütter wird durch Brennnesselsamen angeregt. Aus den Samen kann ein wertvolles Öl gewonnen werden mit leicht nussigem Kräuteraroma. Die Verwendung von nur wenigen Tropfen ist empfehlenswert, da es sehr konzentriert ist. Mit einem guten Pflanzenöl wie z. B. Olivenöl, im Verhältnis 1:3 verdünnt, kann es für Salate, Soßen und allgemein für die kalte Küche verwendet werden. Aber auch in anderen Lebensbereichen wird die Brennnessel seit Menschengedenken eingesetzt. Im Gemüseanbau wird mit der sogenannten Brennnesseljauche (einem Kaltauszug) höchst erfolgreich Gemüse gedüngt. In der Küche hat sie in mageren Zeiten die Menschen vor dem Hungertod gerettet. Sogar in der Textilindustrie stellte man aus den faserreichen Stängeln einst Nesselstoff her. Ebenso lässt sich Farbstoff zum Einfärben von Wolle oder Seide aus der Pflanze herstellen. Heute ist die Pflanze eine der großen Lieferanten für Lebensmittelfarben. Sie werden aus dem Brennnessel-Chlorophyll hergestellt und in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie verarbeitet – zum Beispiel um eingelegte Gurken appetitlich grün erscheinen zu lassen.
Zubereitungen
Die Brennnessel kann als Frischpflanzenpresssaft (z.B. Fa.Schoenenberger) getrunken werden. Hier empfiehlt sich eine Dosierung von 3 x 10 ml (alternativ 2 x 15 ml) täglich in 150 ml Wasser oder Kräutertee 10 – 15 Minuten vor den Mahlzeiten. Für einen Tee werden 2 TL feingeschnittenes Kraut mit einer Tasse heißem Wasser übergossen. Davon trinkt man 2 bis 3 Tassen täglich. Als homöopathisches Arzneimittel wird die ganze Pflanze der Kleinen Brennnessel zur Blütezeit zu Urtica verarbeitet. Dies findet hauptsächlich Anwendung bei feuchten, blasigen Hautauschlägen, bei leichtem Sonnenbrand, kleinen Brandblasen oder Insektenstichen, bei denen Wasseransammlungen im Hautgewebe auftreten.
Auch bei Problemen mit den Brustdrüsen während der Stillzeit kann Urtica hilfreich sein. Sind die Pflanzen noch jung, können sie zu einem wohlschmeckenden und vitalstoffreichen Spinat verarbeitet werden. Dazu werden die zarten Blätter mit Handschuhen geerntet. Streift man nun die Blätter vom Stängel zur Blattspitze ab, so werden die Brennhaare unschädlich gemacht. Die Weiterverarbeitung geschieht analog einem Spinatgemüse. Auch als Brennnesselsuppe analog einer Bärlauchsuppe schmeckt das junge Gemüse ausgezeichnet. Als Zutat für einen grünen Smoothie eignet sich die Brennnessel durch ihren hohen Vitalstoffgehalt hervorragend. Wie für das Gemüse erfolgt die Ernte mit Handschuhen. Durch den Zerkleinerungsvorgang beim Mixen verlieren die Brennhaare ihren Schrecken. Als würzige Zutat in Dressings, Dips, Frischkäse, aufs Brot und vieles andere mehr können getrocknete, pulverisierte Brennnesselblätter Verwendung finden.
Rezepte
Brennnesselsuppe mit gebackenen Eiern
Zutaten für 4 Portionen 400 g junge Brennnessel 1 Hand voll Kerbel Salz 1 Zwiebel 2 Knoblauchzehen 1 EL Butter 1 EL Mehl 1 Schuss trockener Weißwein 200 g mehlig kochende Kartoffeln 600 ml Brühe 200 ml Schlagsahne Muskat frisch gerieben 4 hartgekochte Eier Mehl zum Wenden 1 Ei 100 g Semmelbrösel 4 EL Pflanzenöl
Zubereitung
Die Brennnesseln und den Kerbel waschen, putzen und hacken. Die Zwiebel und Knoblauch schälen und würfeln. Beides in der heißen Butter anschwitzen. Mit dem Mehl bestauben, aufschäumen lassen und mit dem Wein ablöschen. Die Kartoffeln schälen, würfeln und mit der Brühe und der Sahne zufügen. Unter gelegentlichem Rühren ca. 15 Minuten leise köcheln lassen. Die Kräuter zufügen und alles fein pürieren. Nach Bedarf noch ein wenig Brühe angießen oder noch ein wenig einköcheln lassen. Mit Salz und Muskat abschmecken. Die Eier pellen, zuerst in Mehl, dann in verquirltem Ei und zuletzt in Paniermehl wenden und in einer heißen Pfanne mit Öl rundherum goldbraun braten. Herausnehmen und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Die Suppe noch einmal abschmecken, in vorgewärmte, tiefe Teller füllen und mit je einem paniertem Ei garniert servieren. Brennnesseltarte Zutaten für eine Tarteform (26 cm Durchmesser) 150 g kalte Butter 100 g Mehl 100 g Dinkel-Vollkornmehl 1 Prise Salz Butter für die Form Sesam für die Form 2 Handvoll Brennnessel Salz 2 Knoblauchzehen 500 g Ricotta 80 g geriebener Käse z. B. Gouda 1 Msp. Zitronenschale 4 Eier 4 EL Schlagsahne Pfeffer aus der Mühle Brennnessel für die Garnitur
Zubereitung
Die Butter in Stücke schneiden, dann mit den beiden Mehlsorten, dem Salz und ein wenig kaltem Wasser (2–3 EL) rasch zu einem Teig verkneten. Den Teig flach drücken und in Folie gewickelt für ca. 1 Stunde in den Kühlschrank stellen. Die Brennnesseln waschen, trocken schütteln und in kochendem Salzwasser kurz blanchieren, abgießen, abschrecken und abtropfen lassen. Anschließend grob hacken. Den Knoblauch schälen und fein hacken. Den Ricotta mit der Hälfte vom Käse, Zitronenabrieb, Knoblauch, den Eiern und der Sahne glatt rühren, mit Salz und Pfeffer würzen. Die gehackten Brennnesseln untermengen. Den Backofen auf 200°C Umluft vorheizen. Die Tarteform ausbuttern und mit Sesam bestreuen. Den Teig ausrollen, die Form damit auslegen und einen Rand dabei formen. Die RicottaMischung einfüllen und verteilen. Mit dem restlichen Käse bestreuen und im Ofen ca. 45 Minuten backen. Die fertige Tarte in Stücke schneiden und mit Brennnesseln bestreut servieren.
Quellen:
Bücher Gesundheit durch Heilkräuter, Richard Willfort Gesund und fit durch Heilpflanzensäfte, Peter Emmrich
Internet: Gesundheit.de, Zentrum-der-Gesundheit.de, Heilkraeuter.de, Smarticular.net, Eatsmarter.de, apotheke-homoeopathie.de, Köstlich, frühlingsfrisch und gesund – die Brennessel eignet sich für viele Suppen & Gerichte …
Regine Baumgartner Gesundheits- und Naturheilkundeberaterin (ENB), Stutensee.