Ist Fake Honig = Fake Gesundheit eine zu einfache Gleichung?

„Wie erkenne ich gefälschtem Honig?“ – eine Frage, die ich in den letzten Jahren sehr oft gestellt bekommen haben. Das ist genau eine der einfachen Fragen, die sich dann doch nicht so leicht beantworten lassen. Ich versuche die Frage als Mitglied der Apimondia Apitherapie Kommission, als Chemiker und als Imker zu beantworten.

In Südamerika müssen gute Imkereien schließen und weltweit arbeiten Imker für einen Hungerlohn. Die Effekte der Fälschung sind für die weltweite Imkerei erschreckend. 2019 hat die Apimondia (Weltkongress der Imker) etwa die Hälfte der Honige von der internationalen Prämierung ausgeschlossen, vor allem wegen Fälschung. Im Jahr davor wurde aus dem Wetter, den Ernten, der Anzahl der Bienenstöcke, Imkereibetriebe und der Importexportstatistiken von Zuckersirupen errechnet, dass 37 % des weltweiten Honigs gefälscht sind.

Lassen Sie uns – diplomatisch ausgedruckt – über die „Marktanomalitäten“ sprechen: Indien exportiert in einer gerade ansteigenden Linie Honig – mit einer völlig unmöglichen Verdopplungsrate von 5 Jahren. Vietnam exportiert mehr Honig als es produziert und importiert. Das chinesische Geschäftsmodell dahinter sieht folgendermaßen aus. Technologie und Sirup werden in die Ukraine geschafft. Dort wird ukrainische Pollen dazugegeben und der entstandene „Honig“ in Zollpräferenz in die EU geliefert. In England und Portugal wird der niedrigste Preis für Importhonig bezahlt. In beiden Ländern wird noch weniger kontrolliert als in den übrigen EU-Staaten. Interessanterweise liegt der Preis für Honig im chinesischen Inland 3-5 mal höher liegt als der Exportpreis! Das lässt sich nur mit einer anderen Qualität bzw. der Durchsetzung von verschiedenen Qualitätsstandards für Import und Export durch die chinesische Regierung erklären. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch daran was mit den Fälschern der Melamin-Babymilch in China passiert ist.


Außergewöhnliche Honigpräsentation im Laden der Firma Petek (Istanbul)

Nach vielen Jahren hat sich nun auch die EU dazu bequemt nach gefälschtem Honig zu suchen. Die entsprechende Behörde hat jetzt bekannt gegeben, dass 46 % der Proben beanstandet wurden. Dabei weist die Forschungsstelle daraufhin, dass die den nationalen Behörden zur Verfügung stehenden Methoden mittlerweile unzureichend sind. Sie äußert den dringenden Verdacht, dass ein Großteil des gefälschten importierten Honigs weiterhin unentdeckt bleibt. Das sind die traurigen Fakten.

Wenden wir uns nun den gesundheitlichen Aspekten zu. Anders als die reine Nährwertdeklaration auf dem Etikett suggeriert, besteht ein großer Unterschied von Honig zu gefälschtem Honig. Füttert man Ratten 8 Wochen mit gefälschtem Honig, so legen diese größere Fettpolster an und ihr BMI erhöht sich, was beides bei der Fütterung mit echtem Honig nicht passiert.
Ein Teelöffel Honig in warmem Wasser ist das beste Mittel, um abzunehmen. Honig trägt zur Gewichtskontrolle bei, die durch das Hormon Leptin gesteuert wird. Bei gefälschtem Honig ist zwar der Pegel hoch, aber es wird eine Leptin-Resistenz entwickelt, sodass es in Folge zur Gewichtserhöhung bis hin zur Fettleber kommt. Das führt im Körper zur oxidativem Stress, mit entsprechenden Folgen: Koronare Herzerkrankungen nehmen zu, Insulinresistenz und Diabetes mit allen ihren Folgeerscheinungen greifen sich Raum. Letztendlich werden alle Organe negativ beeinflusst: Schilddrüse, Nieren, Magen, Bauchspeicheldrüse, Galle, Verdauungstrakt, Fortpflanzungsorgane usw…


Verschiede Wabenhonige auf der Apimondia

Echter Honig enthält neben vielen verschiedenen Zuckern, Flavonoiden, Polyphenole und Antioxidantien, wie Alkaloide, Glykoside, Anthrachinone und flüchtige Verbindungen, die im Körper eine starke biologische Aktivität entfalten. Honigimitationen – und dazu gehören für mich auch sogenannte “vegane” Honige – sind regelmäßig aus Industrieabfällen kreiert und werden mit Löwenzahn oder Gänseblümchen-Werbesprüchen bemäntelt. Sie haben oft extrem hohe HMF-Werte und vor allem einen hohen glykämischen Index. Das bedeutet, dass die Insulinausschüttung viele Male höher ausfällt, wie bei der gleichen Menge Honig. Die Überbeanspruchung der Bauchspeicheldrüse ist dadurch vorprogrammiert und nicht nur Diabetes ist die Folge. Es ist wichtig den Honig schon für die Vorbeugung zu schätzen, und natürlich auch in der Therapie einzusetzen.

Ein weiteres Gesundheitsproblem ist, dass manche Fälschungssirupe zusätzlich Arsen enthalten. Wenn nur eine einfache Honiganalyse gemacht wird, bleibt das Arsen unentdeckt. Der arglose Verbraucher vergiftet sich schleichend durch das heimtückische Schwermetall. Apropos Spurenelemente: Honig enthält wenig Spurenelemente. Damit wird Honig oft schlecht gemacht. Tatsächlich enthält Honig beispielsweise Chrom, das für den Energiestoffwechsel und die Verstoffwechselung der Zucker essenziell ist. Es kommt hier also gar nicht auf die Menge an, sondern darauf, dass Zucker und Chrom gleichzeitig anwesend sind.

Der Pyrrolizidinalkaloid-Gehalt (PA) ist dagegen ein speziell von deutschen Behörden und Medien hochgespieltes Problem. PAs kommen in deutschen Honig kaum vor. Und selbst wenn, wird durch die Honigenzyme etwa die Hälfte der PAs nach der Lagerung von einigen Monaten neutralisiert.


Pinienhonig: Wabenhonigverkostung auf der Apimondia

Nach so vielen Fakten, möchte ich sie nicht ratlos zurücklassen. Zwar ist gefälschter Honig von echtem Honig geschmacklich, optisch und durch Labore nur schwierig zu unterscheiden, dennoch gibt es Abhilfe: lokale Imker! Sie sind manchmal nicht so einfach zu finden, weil sie ihre Bienen und die Natur lieben und keine großen Plakate schreiben. Sie bekommen dort Honig, der geschmacklich vielfältiger ist als Wein, denn jedes Jahr ist anders und somit ändert sich auch die Zusammensetzung des Honigs. Mal ist er heller, mal ist er dunkler und nie schmeckt er gleich. Fast alle Honige kristallisieren während der Lagerung. Verkneifen sie sich also den Kommentar, ob der Imker dort Zucker hineingemischt hat. Die Kristalle entstehen auf natürliche Weise. Raps- und Blütenhonige werden extra gerührt, damit sich möglichst feine Kristalle bilden, die dann auf der Zunge schmelzen. Ist ihnen der Honig zu hart geworden oder wollen Sie ihn lieber flüssig, können Sie in bei 35-38 °C im Wasserbad problemlos wieder verflüssigen.

Fragen Sie ruhig ihren lokalen Imker, wo seine Bienen den Honig ernten und was er alles macht. Fragen sie aber nicht zu viel, sonst wird ihnen bewusst, dass ein Glas Honig das unter zehn Euro kostet, mit sehr viel Liebe subventioniert wurde.
„Honig aus EU und nicht EU-Ländern“ lassen Sie lieber stehen. Wenn demnächst die Raumfahrt erfolgreich ist, wird dort wohl noch die Herkunftsangabe „vom Mars“ hinzugefügt werden.