„Dr. Biene“ – Heilwissen aus dem Bienenvolk

Seit über 100 Millionen Jahren ist die Biene das wichtigste Insekt für die Bestäubungstätigkeit auf unserem Planeten und damit der Garant für das erfolgreiche Fortbestehen jeden Lebens auf unserer Erde. Dank ihres Fleißes sichert sie uns die Nahrungsmittelvielfalt, wie wir sie kennen und genießen. Die Honigbiene ist damit hauptverantwortlich für gute Ernten und die gesamte ökologische Artenvielfalt.

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ (Zitat Albert Einstein, 1949).

Ein Leben ohne Bienen ist auf unserem Planeten also kaum vorstellbar. Dieser immensen Verantwortung scheinen Natur und Evolution im Laufe von Jahrmillionen auch stets Rechnung getragen zu haben. Denn obgleich sich Klima, Vegetation oder Fauna im Zuge der Zeit stets verändert haben, hat sich die Biene perfekt angepasst und damit bis heute erfolgreich überlebt. Und das, obwohl die Bedingungen im Bienenstock von Anfang an äußerst sensibel sind: Auf engstem Raum leben zwischen 50.000 und bis zu 100.000 Bienen, bei einer Kerntemperatur von rund 35 Grad und tropischer Luftfeuchtigkeit von bis zu 75%. Eigentlich der ideale Keimboden für Bakterien, Viren und Pilze – auch die Biene muss sich und Ihre heranwachsende Brut vor diesen gefährlichen Krankheitserregern schützen. Dazu verfügt sie in Puncto Gesundheit über ein ausgeklügeltes Arsenal hoch effektiver Abwehrstoffe.

Für die grundsätzliche Hygiene im Stock hauptverantwortlich ist der Wirkstoff Propolis: Dieses sogenannte „Kittharz“ sammeln die Arbeitsbienen zu warmer Mittagsstunde von verschiedenen Pflanzen & Blütenknospen in der Umgebung ihres Stockes. Die Pflanzen selbst schützten Ihre Knospen – beispielsweise vor Pilzbefall und Käferfraß –, indem sie selbige mit einer feinen Harzschicht umgeben.

Diese Umhüllung wird von den Bienen aufwändig abgetragen, mit eigenen Fermenten angereichert und zur Desinfektion im gesamten Bienenstock ausgebracht. Durch diese „Omnipräsenz“ der Wirkstoffe in der Propolis werden alle schädlichen Erreger kontinuierlich in Ihrer Entwicklung gehemmt, so dass es trotz der gefährlichen Bedingungen im Stock nahezu keimfrei bleibt. Denn die sogenannte Propolis besteht aus einer komplexen Mischung von über 300 unterschiedlichen Substanzen: Verschiedene Harze, Wachse, ätherische Öle, harzhaltige Pollenhüllen, Bienenenzyme, Mineralstoffe und zahlreiche aktive organische Substanzen wie Flavonoide (Polyphenole) und Phenolcarbonsäuren. Weil es sich um ein Naturprodukt handelt, ist die Zusammensetzung variabel und hängt von vielen Faktoren ab; beispielsweise von den Pflanzenarten, der geographischen Lage und dem Zeitpunkt der Ernte.

Für die weitere Verarbeitung wird die Propolis organisch gelöst (zumeist in Ethanol), um Verunreinigungen & Schwebstoffe abfiltern zu können. Die dadurch zur weiteren Verwendung gewonnene Propolis-Tinktur besitzt, wie ihr Ausgangsstoff Propolis, in Europa von Natur aus eine variable Farbe im Spektrum verschiedener Brauntöne.

Achtung:

Bei schwarzer Farbe und stechend scharfem Geruch handelt es sich zumeist um wirkungslose Billigware aus Fernost! Halten Sie die Tinktur zum Qualitätscheck gegen eine Lichtquelle – sie muss einen durchscheinenden Braunton besitzen. Aber auch der Energielieferant und gleichzeitig das Grundnahrungsmittel der Biene – ihr Honig – wären in ihrer Ursprungsform (dem wässrigen Blütennektar) unter keinen Umständen lange im Stock haltbar. Erst die kontinuierliche Reduktion des Wassergehaltes und die fortwährende Zugabe eigener Fermente und spezieller Enzyme der Bienen machen „das flüssige Gold“ so besonders: Erst bei einem maximalen Wassergehalt von nur noch 18 – 21 % ist der Honig reif und damit für die Biene haltbar. In diesem Stadium verarbeitet, wird ihn die Biene zum Schutz vor der feuchten Stockluft mit einem hauchdünnen Wachsdeckel von der Umgebung versiegeln.

Der Grund: Honig besitzt eine osmotische Wirkung. D.h. dass er aus der Umgebung Wasser und Fremdstoffe in sich aufnimmt, welche er der Umgebung entzieht. Deshalb soll Honig stets trocken und gut verschlossen gelagert werden. Hieraus resultiert auch der gesundheitsfördernde Aspekt des Honigs für andere Lebewesen und uns Menschen. Denn Bakterien benötigen Wasser zum Überleben – entzieht ihnen der Honig dieses, so entzieht er ihnen die Lebensrundlage. Verstärkt wird die antibakterielle Wirkung des Honigs durch ein spezielles Flavo-Enzym der Bienen: Glukose-Oxidase.

Dies ist ein Bestandteil körpereigener Sekrete, die die Bienen dem Nektar bereits beim Flug von der Blüte zum Stock zufügen. Chemisch betrachtet ist Glucose-Oxidase für die katalysierte Übertragung von Elektronen auf molekularen Sauerstoff verantwortlich, wodurch keimtötendes bzw. keimhemmendes Wasserstoffperoxid gebildet wird. Dies ist für die ungewöhnlich lange Haltbarkeit von echtem Bienenhonig mitverantwortlich. Deshalb wurde Honig auch bereits im alten Ägypten & Griechenland zur Reinigung und Desinfektion von Wunden und Verletzungen genutzt. Während sich die Arbeitsbienen von Honig & Blütenpollen ernähren, produzieren Sie in ihren Oberkieferdrüsen (Mandibulardrüsen) ein spezielles Sekret, welches ausschließlich den kleinsten Larven und zeitlebens der Bienenkönigin vorbehalten ist: Gelee-Royale.

Gelee-Royale

Dieser königliche Futtersaft ist aus Sicht der Biene hauptsächlich hochkonzentrierte Wirkstoffessenz und Hormonkonzentrat für die Bienenkönigin. Es trägt zum Erhalt ihrer enormen Leistungsfähigkeit bei und schenkt ihr, als einzigem der weiblichen Individuen im Stock, die Fruchtbarkeit. Gelee-Royale enthält alle überlebenswichtigen Mineralstoffe, Vitamine, Aminosäuren, Einfach- & Mehrfachzucker, aber auch spezielle Hormone, die den Alterungsprozess der Königin in Zeitlupe versetzen. So wird die Königin – bei gleicher Genetik wie jede andere Honigbiene – rund 50 Generationen ihrer eigenen Nachkommen überleben! Nicht umsonst ist Gelee-Royale damit der älteste, uns bekannte Anti-Aging- Wirkstoff aus der Natur. Auch wenn die Fruchtbarkeitshormone der Biene nicht artübergreifend wirken, so ist seine enorm stärkende Wirkung auf den Organismus auch anderer Lebewesen unumstritten. Bei Tierversuchen am Pasteur-Institut in Paris in den 1980-er Jahren verdoppelten mit Gelee-Royale gefütterte Hühner ihre Legeleistung, und alte Legehennen wurden wieder legetätig. Wenig verwunderlich daher, dass beispielsweise in der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) echtes Gelee-Royale zur Linderung von Wechseljahrsbeschwerden oder zur Stärkung des Organismus nach Operationen, sowie zur Leistungssteigerung insgesamt eingesetzt wird. Aufgrund seiner stark aktivierenden Wirkung auf die Zellregeneration und Zellerneuerung bei gleichzeitig straffendem Effekt auf die Haut, findet Gelee Royale auch in zahlreichen Schönheitsprodukten Verwendung. Wichtig bei der Einnahme sind beste Qualität und die garantiert frische Verarbeitung.

Insbesondere bei kosmetischen Erzeugnissen sollte darauf geachtet werden, dass die im Produkt verarbeitete Menge an Gelee-Royale in hoher Dosierung (zwischen 1 % bis 6 % im Endprodukt!) eingesetzt ist, da zu niedrige Dosierungen bei Gelee-Royale nicht effektiv sind. Ein weiterer Wirkstoff aus dem Bienenvolk ist ursprünglich von der Natur nicht als Heilmittel, sondern zur Abwehr von Feinden der Biene gedacht: Das Bienengift. Über Nutzen und Einsatzmöglichkeiten für unsere menschliche Gesundheit entscheidet jedoch allein die Dosierung! Bereits Paracelsus stellte vor langer Zeit fest, dass die Giftigkeit einer Substanz von ihrer Dosierung abhängt. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und fand heraus, dass die Dosierung entscheidet, ob die Substanz tatsächlich als Gift oder aber als Medizin wirkt. Dieses Grundprinzip trifft auch auf Bienengift und seinen Hauptwirkstoff Melittin zu. Sticht uns eine Biene mit hoher Dosis Gift (Giftblase enthält rund 0,1mg Bienengift), so schwillt der Bereich an, wird rot, schmerzt und juckt.

Dies geschieht unter anderem, weil das Apitoxin die Durchblutung fördert. Genau diesen Aspekt machen sich die Bereiche Medizin und Kosmetik zunutze. Spritzt die Biene ihr Gift in gesundes und nicht entzündetes Gewebe, treten die typischen Symptome wie Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Hitzebildung auf. Löst ein Arzt oder Therapeut jedoch durch niedrig dosiertes Bienengift eine gezielte lokale „Entzündung“ aus, kommt es in dem gewünschten Bereich zu einer vermehrten Stoffwechselaktivität. Durch die positive Wirkung des Bienengiftes wird das Gewebe gelockert und die Muskeln entspannen sich, die Ausscheidung von Zellgiften und Schlacken wird angeregt. Studien konnten zudem nachweisen, dass Melittin in einem schon vorher entzündeten Gewebe antientzündlich wirkt. Der Stoff kurbelt nämlich die körpereigene Cortisolausschüttung an, und da Cortisol eine überschießende Immuntätigkeit hemmt, geht die Entzündung in Folge dessen zurück.

Apitherapie

In Präparaten gegen Rheuma, Hexenschuss, Sportverletzungen sowie Kälteschäden und Neuralgien wird Bienengift heute bereits erfolgreich eingesetzt. Diese Form der Behandlung wird als Apitherapie (medizinische Verwendung von Bienenprodukten) bezeichnet. Wenn das Bienengift in Form von Salben, Cremes, Gel, etc. auf die Haut trifft, reagiert sie mit Abwehrmechanismen: Die Durchblutung wird angeregt und die Haut kurbelt die Elastin- und Kollagenproduktion an. Gleichzeitig verfügen die Melittine über eine besonders winzige Molekülstruktur, die deren Eindringen bis in die Tiefen des Gewebes ermöglicht. Dadurch kann sich die antientzündliche Wirkung des Bienengiftes auch im Bereich von Knochen & Gelenken erfolgreich entfalten. Wichtig bei der Anwendung von Bienengift: Hier ist nicht die eingesetzte Dosis entscheidend, sondern eine bestmögliche, medizinische Qualität des Giftes!

Allergiker sollten Produkte mit Bienengift nur in Rücksprache mit ihrem naturheilkundlich versierten Arzt nach Überprüfung der individuellen Verträglichkeit anwenden.

Daniel Stecher Vorstandsmitglied Europäischer Naturheilbund e.V. Referent für Apitherapie Inhaberfamilie der Traditionsimkerei Schloßwald-Bienengut www.Schlosswald-Bienengut.de