Homöopathie als eigenständige Wissenschaft der Erfahrung

Dieser Beitrag möchte uns erinnern an die kostbaren Schätze, die in der Tradition der europäischen Heilkunst zu finden sind, deren Weisheit bis weit in die Antike zurück reicht. Dabei soll eine besondere Facette dieser zentraleuropäischen Medizin betrachtet werden, weil ihre Gesetzmäßigkeit und die Wirksamkeit ihrer Arzneiform keiner Halbwertszeit des Zerfalls unterliegt.

„Habe das Herz, Einsicht zu haben!“ Samuel Hahnemann

Homöopathie als eigenständige Wissenschaft der Erfahrung

Das Geheimnis der Wirksamkeit einer sorgfältig hergestellten homöopathischen Arznei, kann ergründet werden. Das Prinzip des Simile Gesetzes der Homöopathie, das den Heileffekt auslöst, ist ein Urphänomen in der Natur. Die Ähnlichkeitsregel lautet: „Wähle, um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden erregen kann, als es heilen soll.“ (Organon 6, Einleitung S. 50)

Dieses Gesetz ist in seiner Schlüssigkeit auf allen Ebenen des Seins wahrnehmbar. Es erschließt sich uns, wenn wir unsere reduktionistische rationale Logik durch analogisches Denken erweitern. Kausal -analytisches Denken bleibt quantitativ, analogisches Denken ist qualitativ. Analogisches Denken erlaubt Synthesen zwischen der stofflichen Ebene der beobachtbaren Phänomene und den unstofflichen Ebenen der Bewirkungen.

Die feinsinnige Kunst der Arzneimittelfindung im Ähnlichen

In allen alten Kulturen wurde die Heilkunde mit Hilfe von Analogieschlüssen aus der Vieldimensionalität des Seins erschlossen und deshalb war die Heilkunst ganzheitlich ausgerichtet. Denken wir an die Taoistische Medizin, aus der die traditionelle chinesische Medizin einschließlich der Akupunktur hervorgegangen ist oder an die vedische Heilkunst Indiens. In Ägypten wurde die Tempelheilkunst nach der hermetischen Philosophie und ihrer Entsprechungsgesetze – wie Oben, so Unten, – gelehrt.

Hippokrates, der in der hermetischen Philosophie der ägyptischen Tempelmedizin seine Ausbildung erhielt, war mit dem natürlichen Ähnlichkeitsgesetz vertraut. Seine Äußerung: “ Ihr müsst dem Kranken von dem Wasser zu trinken geben, durch das er krank wurde“, beweist dies deutlich. In den hippokratischen Schriften heißt es weiter: „Durch das Ähnliche entsteht die Krankheit und durch die Anwendung des Ähnlichen wird die Krankheit geheilt.“
( Hippokrates Schriften, zit. n. Fritsche,H.: Die Erhöhung der Schlange, S. 23 – 24., Burgdorf Verlag Göttingen 1982)

In Europa war einigen Ärzten schon vor Hahnemann das Naturphänomen der Ähnlichkeitsregel bekannt. An erster Stelle sei hier Paracelsus genannt, der mit den hermetischen Gesetzen vertraut war. Seine Wahrnehmung erkannte die innere Selbstähnlichkeit der Prinzipien in ihren jeweiligen äußeren Formoffenbarungen, in ihren Signaturen.

In der von ihm beschriebenen Signaturenlehre wird über einen Analogieschluss das Simile entdeckt. Er war sich aber auch bewusst, dass ein unerhöhtes, also ein nicht verfeinertes Simile nicht heilt. Nur ein Simile im Sinne einer leisen Andeutung durch ein ähnliches Bild trifft die richtige Stelle im ganzheitlichen Gefüge der betroffenen Wesenheit, wodurch eine heilbringende Korrektur ausgelöst wird.

Auch das Zitat von dem Hofarzt Georg Ernst Stahl aus dem 18. Jahrhundert spricht in aller Deutlichkeit:“ Ganz falsch und verkehrt sei die in der Arzneikunst angenommene Regel, man müsse durch gegensinnige Mittel ( Contraria contraris ) kurieren, er sei im Gegenteil davon überzeugt, das durch ein ähnliches Leiden erzeugendes Mittel ( similia similibus ) die Krankheiten weichen und geheilt werden. (zit. nach Bleul G. : Weiterbildung Homöopathie Band A,S.25, Sonntag Verlag 1999)

Beobachten – Nachdenken – Erfahrung -, das Forschungsprinzip Hahnemanns.

Hahnemann war somit nicht der Erfinder, sondern der Wiederfinder des homöopathischen Wirkprinzips in unserer Naturordnung. Die Homöopathische Arzneimittellehre baut nicht auf einer menschlichen Hypothese auf, sondern sie fußt auf Erfahrungswissen. Seine Arzneimittellehre ist als „die reine Sprache der sorgfältig und redlich befragten Natur“ zu verstehen .
(Organon Paragr. 144)

Die Basis seiner Forschung beruhte auf der Dreiheit von Beobachten, Nachdenken und Erfahrung. Die Beobachtung muss aufmerksam und vorurteilsfrei sein, um geringste Ähnlichkeiten oder Unähnlichkeiten zu erkennen. Das Wesen der Krankheit und der Arznei zeigen sich allein durch die Symptome. Nachdenken meint intuitives Erfassen und aus Erinnerung schöpfen im Sinne einer ganzheitlichen Wesensschau. Aus Wahrnehmen und Nachdenken entsteht die Erfahrung, das geistige Erfassen des Erlebten, wodurch dann vom Einzelnen auf das Allgemeine geschlossen werden kann. Das eigentliche Verdienst Hahnemanns war es, das Naturgesetz des Simileprinzips gründlich zu erforschen und eine Methodik der sorgfältigen Herstellung einer Arznei zu entwickeln, die durch eine Potenzierungstechnik das Giftige in das Heilsame verwandelt. Durch akribische Selbstversuche, die ihm den unmittelbaren Zugang zu der spezifischen Wirksamkeit der in der Natur angelegten Pflanzen, Metalle, Mineralien und Tierprodukte erleben ließen, konnte er in einer umfangreichen Materia Medica eine Ordnung schaffen mit eindrücklichen Arzneimittelbildern, durch die diese Heilkunst bis heute unvermindert zu einer bewährten Anwendung finden kann.

Ermittlung des Simile durch Analogieschluss

Ähnliches trägt seine Verwandtschaft durch das gleiche innewohnende Prinzip. Deshalb wird die Anwendung des Simile Prinzips schlicht durch einen Analogieschluss ermöglicht! Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Der Fieberzustand eines Kranken sieht so ähnlich aus, wie wenn jemand Belladonnakirschen zu sich genommen hat und dadurch fieberhaft erkrankte. Durch Gabe einer potenzierten Belladonna – Arznei, die den Kranken in einer verfeinerten Form, eben der Information, mit der Verursachung verknüpft, wird die selbstregulative Heilkorrektur ermöglicht. Hahnemann war bewusst, dass eine unmittelbare Heilung dann erfolgen kann, wenn die Therapie direkt an der Verursachung anknüpft.

Es ist somit kein Wunder, dass das Simile treffsicher und hoch wirksam ist, es ist schlicht aus dem Analogischen logisch, es besteht die berühmte Selbstähnlichkeit im gemeinsamen Wesensprinzip. Die hohe Kunst besteht natürlich darin, das rechte Simile zu finden. Dazu bedarf es einer wachen Wahrnehmung der Naturgesetze, in denen wir auch einen Baustein bilden. Darüber hinaus ist eine fundierte Ausbildung und umfangreiches, stets wachsendes Erfahrungswissen notwendig, wobei man nie auslernt und immer wieder neue Entdeckungsreisen in die Welt der Ähnlichkeiten macht. Die Bemühung, die große Vielfalt der Entsprechungen in unserer Naturordnung zu entdecken, ist spannend, bereichernd und lässt uns demütig werden vor dieser unerschöpflichen Weisheit, die sie lenkt. Das spannendste Studium unseres Lebens besteht zweifelsohne darin, das Buch der Natur wieder lesen zu lernen.

Genau so wesentlich wie diese Entdeckungsreise in den Wundergarten der Natur ist aber auch, das Handwerk zu verstehen, das aus dem Giftigen das Heilmittel gewinnt. Hierin liegt das besondere Verdienst Hahnemanns, aus dessen emsigen Selbstversuchen in der eigenen Familie und mit seinen Schülern nicht nur eine umfangreiche Arzneimittellehre hervorging, sondern auch die sichere Basis der Herstellung einer ungiftigen, aber wirkungsvollen Arznei gelegt wurde. So nur konnte das HAB gefasst werden, das bis heute Gültigkeit hat.

Der beste Therapeut ist jener, der seine Grenzen kennt.

Da die homöopathischen Arzneimittel in sich eine wesenhafte, ganzheitliche Information aus ihrem Urprinzip enthalten, die einem stofflichen Informationsträger aufgeprägt wurde, kann ihre wirksame Kraft in höheren Potenzstufen mit Wirkstoffbestimmungsmethoden natürlich nicht nachgewiesen werden. Ab der Potenzstufe D 23, bei den C Potenzen schon in niedrigeren Potenzstufen, ist kein Wirkstoff mehr analysierbar, sondern hier wirkt ausschließlich die reine Information der Arznei, die in dynamisierter Form dem neutralen Informationsträger aufgeprägt wurde. Der Versuch, das Wirkprinzip der Information mit Nachweismethoden der analytischen Stoffuntersuchung zu erfassen, ist obsolet. Es ist, um ein analoges Gleichnis zu nehmen, so, als würde man einem Schüler die Aufgabe stellen, er möge die Stromstärke einer elektrischen Quelle bestimmen und man stellt ihm als Messinstrument eine Waage zur Verfügung. Energetische Wirkungen können nicht mit stofflichen Analysen gemessen werden. Hier sind schlicht die Grenzen aller analytischen Nachweismethoden erreicht. Aber eine Wirkung kann nicht negiert werden, nur weil ich sie nicht wiegen oder messen kann. Vergessen wir nicht: Es sind ganze 5 % der Phänomene in unserem Universum, die durch unsere rationale Intelligenz und ihre technischen Forschungsmethoden erschlossen werden können und trotzdem sind diese 95% der Wirklichkeit nicht nur existent, sondern entsprechend ihrer Aufgaben auch wirksam. Das Leben ist – langsam dringt es in unser Bewusstsein durch – letztlich Schwingung. Verschiedene homöopathisierte Heilmittel haben unterschiedliche und charakteristische Freqenzmuster ihrer Schwingungen und ergeben deshalb auch individuelle Kristallisationsmuster, wenn sie in Lösung gebracht werden. Wir können also die Wirksamkeit deutlich erkennen an den Erscheinungen, die sie in den verschiedenen stofflichen Medien oder Organismen auslösen. Auch lassen sich in unserer heutigen Zeit ihre unterschiedlichen Schwingungsfrequenzen mit entsprechenden energetischen Meßmethoden nachweisen.

„Was die Zähne kauen, ist nicht die Arznei“
Paracelsus

Paracelsus weist uns klar darauf hin,: „Es liegt nicht am Leib, sondern an der Kraft.“
(Wettingfeld,B.: Vom Wesen der Homöopathie, Books on Demand 2012 )

Auch Hahnemann wusste, dass das eigentliche Agens der Heilung nicht der Wirkstoff ist, sondern die Kraft, die diesen Stoff werden ließ.

Wenn wir krank sind, dann ist das in erster Instanz Folge einer Dysbalance oder Schwäche der uns belebenden Lebenskraft in unserem Organismus, der „Dynamis“, wie Hahnemann sie nannte. Deshalb kann eine ursachenorientierte Heilkunst auch nur dort, also in unserem Energiekörper ansetzen durch Übertragung der Kraft und der Information, die in der Kybernetik unserer Wesenheit gerade benötigt wird, um das lebendige Fließgleichgewicht wieder herzustellen und das Multitalent unserer Selbstorganisation auf den Plan zu rufen. Hippokrates nannte die Lebenskraft die „Heilerin“ unserer Krankheiten.

Wir leben glücklicherweise in einer Zeit, in der die Heilkunst sich immer mehr auf die Ebene der Wirkkraft und der Information erweitert und sich nicht mehr auf den Chemismus der Wirkstoffe reduziert.

Aber überall, wo es darum geht, eine noch mögliche selbstorganisierende Regulationsfähigkeit anzustoßen, ist der „sanfte Reiz“ eines gleichsinnigen homöopathischen Anstoßes die unschädlichste und nachhaltig wirkungsvollste Methode der Wahl. Ein auf die rechte Weise gesteuertes Gift wird, indem es Arznei wird, dienstfähig zum Heilen.

Um also die rechte Wahl der richtigen Arznei im richtigen Augenblick am entsprechenden Kranken vornehmen zu können, braucht es die Fähigkeit des Unterscheidungsvermögens darüber, welcher therapeutische Weg in einer speziellen Situation am Wirksamsten und Schadensfreiesten zu gehen ist. Dazu braucht es eine „personotrope Medizin.“ Deshalb ist Kenntnis beider Möglichkeiten und ihrer Grenzen erforderlich. Wie kann eine Leitlinie auf die Einmaligkeit einer menschlichen Persönlichkeit und ihr individuelles Kranksein eingehen, ohne zugleich über den Heckenschnitte der statistischen Standardisierung eine Entpersönlichung vorzunehmen?

Die menschengemachten Kontroversen zwischen Allopathie und Homöopathie erklären sich aus meiner Sicht aus der mangelnden Einsicht und daraus resultierenden kategorischen Ausgrenzung des wertvollen, in Jahrtausenden gesammelten Erfahrungswissens, das doch das sichere Fundament für eine ehrliche Integrierte Heilkunst darstellt. Dankbar für die großartigen Möglichkeiten, die durch die naturwissenschaftlichen Forschungen und die daraus entstandenen bahnbrechenden technischen Möglichkeiten der modernen Medizin möglich geworden sind, sollten wir uns aber nicht in dem Reduktionismus selbst beschränken, in dem wir den Weisheitsschatz des bewährten Erfahrungswissens ignorieren. Der Mut, „Einsicht zu haben“ , bedeutet, ganzheitlich, verbindend aus der Weisheit des Herzens zu denken.

Der Verstand erkennt, das Herz versteht!

Das Fundament unserer europäischen Heilkunst

In den Wurzeln unserer Heilkunst finden wir die Urphänomenologie der Homöopathie und ihres Wirkprinzips der Ähnlichkeit zwischen dem Giftigen des Krankseins und dem Heilenden der Arznei vielfältig in der Mythologie, welche dem Menschen geschenkt wurde, damit er intuitiv in die Geheimnisse der Natur und ihrer Lebensoffenbarungen Einsicht gewinnen kann. Die Sprache der Mythologie nutzt die Gleichnishaftigkeit, aus der über Entsprechungen, eben über Ähnlichkeiten, die Einsichtsfähigkeit des Herzens, dieses tiefe Verstehenkönnen von größeren Zusammenhängen ermöglicht wird. Eines der schlüssigsten Beispiele, die eine intuitive Wahrnehmung der Urgesetzlichkeit des homöopathischen Urprinzips deutlich werden lässt, ist die in der griechischen Mythologie aufgezeichnete Episode, bei der König Telephos aus Mysien von der Lanze des Heilgottes Achill verwundet wurde, als die Griechen in dessen Land eindrangen. Die Verletzung konnte trotz aller ärztlichen Kunst keine Heilung finden, weshalb man das Orakel des Apoll um Rat fragte. Die klare Auskunft lautete:

“ Der die Wunde schlug, heilt sie auch.“ (Sieckmann,E. Die erste homöopathische Heilung: Deutsche Zeitschrift für Homöopathie 1942, zit. n. Herbert Fritsche: Die Erhöhung der Schlange, S.22. Burgdorf Verlag Göttingen 1942) Der König ließ sich daraufhin in das Lager der Griechen bis in das Zelt des Achill bringen und dieser gab ihm seinen Speer. Durch die Auskunft des Orakels wurde die Ratlosigkeit von Odysseus und den Ärzten Podaleirios und Machaon erhellt und sie schabten Rost vom Speer des Achill und streuten ihn in die Wunde des Königs, der schnell genas.

Wir sehen in dieser mythologischen Geschichte die erste aufgezeichnete homöopathische nachhaltige Heilung. Wie fein hier auch die Ähnlichkeitsregel dargestellt wird! Es ist nicht der Wurfspeer, das Verletzende, das Giftige, das die Heilung bewirkt, sondern es ist der Rost, der selbstähnlich mit der Waffe ist. Ein direkter subtiler Hinweis darauf, dass man, um aus dem Giftigen, dem Verletzenden, ein wirksames Heilmittel zu kreieren, eine Verfeinerung, eine Erhöhung dessen vornehmen muss, was verletzt hat. Eine Oxydation, eine feurige Dynamisationskraft, hat die Waffe zum Heilmittel umgewandelt.

Ist es nicht interessant, dass das griechische Wort Pharmakon bis heute seine Doppeldeutigkeit behalten hat? Es bedeutet sowohl Gift als auch Heilmittel. Ein diskreter, aber klarer Hinweis, dass jeder Substanz diese Ambivalenz zwischen krankmachendem Gift und heilbringender Arznei innewohnt.

Eine ähnliche mythologische Analogie finden wir auch im europäischen Gralsmythos. Parsifal war in der verführerischen Begegnung mit Kundry plötzlich in ähnlicher Weise wie der Gralskönig angefochten. In der Erinnerung an dessen unheilbare Wunde und seiner unterlassenen Mitleidsfrage wurden seine inneren Augen geöffnet. Durch sein ähnliches Leiden erkennt er die Ursache des Siechtums von Amfortas. Er gewinnt die heilige Lanze aus Klingsors Reich zurück und kehrt in die Gralsburg heim. Dort wird er als der „durch Mitleid Wissende“ erkannt und vollbringt die Heilung des siechen Gralskönig mit den Worten: „Es schließt die Wunde der Speer nur, der sie schlug“, wie Richard Wagner es in seinem Weihespiel Parsifal zum Ausdruck bringt. Durch ähnliches Leiden erwächst Erkenntnis und Heil: „Homöopathie“

Mythologische Gleichnisse beinhalten immer das Gesetz: „Wie Oben – so Unten“. Deshalb gibt es immer auch eine Entsprechung auf der uns zugänglichen menschlichen und natürlichen Ebene. Man muss nur wieder lernen, in diesem umfassenden Buch der Natur zu lesen.

„Dosis facit venenum“
Paracelsus

Die Ambivalenz Gift – Heilmittel ist in jedem Mineral, in jeder Pflanze, auch in tierischen Produkten, wie sie in der Homöopathie Verwendung finden, immanent. Dabei ist es eine Frage der Dosis, die bestimmt, was als giftig und was als heilsam zur Wirkung kommt. „Es ist die Dosis, die das Gift macht, so formulierte es Paracelsus.
( Sudhoff,K.: Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus.Sämtl. Werke Abt.1, Band 11, S 138)

In den letzten Jahrzehnten ist diese Gesetzmäßigkeit in der Hormesisforschung deutlich geworden. Jeder Stoff trägt den Umkehrpunkt, an dem er vergiftend oder heilbringend wirkt in sich. Belladonna ist giftig, verdünnt und potenziert ist es heilsam bei Leiden, die dem Vergiftungsbild der Belladonna ähnlich sind. Die innere Selbstähnlichkeit zwischen dem Erscheinungsbild der Vergiftung und dem Leiden eines Kranken macht die Treffsicherheit des Simile aus.

Die Ambivalenz der dosisabhängigen Wirksamkeit findet sich allenthalben in der Natur. Cortison z.B. wirkt , was therapeutisch gewünscht wird, entzündungshemmend. Ab einer D8 Potenz wirkt es entzündungsfördernd. Salzsäure ist hoch giftig, in entsprechender Verdünnung produzieren wir sie in unserem Magen, um die milde Zersetzung der Nahrung zu ermöglichen, die wir verdauen müssen. Eine Droge in schwacher Dosis wirkt anregend, eröffnet subtilere feinstoffliche Wahrnehmungen. In großen Dosen wirkt sie mitunter tödlich. Schließlich, wer kennt es nicht aus eigener Erfahrung, eine ordentlich gebrühte Tasse Kaffee wirkt anregend, eine dünne „Pleurre“ fördert die Schläfrigkeit. Wie synchron mit diesen Erfahrungen ist das von Arndt und Schultz erforschte Gesetz, das unmissverständlich ausweist: „Schwache Reize fachen die Lebenstätigkeit an, mittlere Reize fördern sie , starke hemmen sie und stärkste heben sie auf“.
( Ritter,H.: Aktuelle Homöopathie, S. 62 -71, Stuttgart 1962)

Im Mai 2019 Dagmar Maria Uecker

Literatur: Bleul, G.: Weiterbildung Homöopathie Band A. Sonntag Verlag 1999
Fritsche,H.: Die Erhöhung der Schlange. Verlag Ulrich Burgdorf, Göttingen, 1979
Uecker,D.: Metalle in der ganzheitlichen Therapie, Sonntagverlag, 2008