Die Alterung wird von verschiedenen Faktoren beeinflußt
1. Genetisch:
Jeder Mensch trägt in seinem Erbgut die Disposition zu verschiedenen Krankheiten. Diese wirkt sich in der Regel allerdings erst in einem höheren Lebensalter aus. Dazu gehören hoher Blutdruck, Arthrose, grauer Star, Maculadegeneration, Erhöhung des Fettspiegels mit dadurch geförderter Arteriosklerose und wiederum durch diese ausgelöste Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Altersschwachsinn bis hin zur Alzheimerschen Erkrankung. Häufig ist auch ein Alterszucker (Diabetes mellitus Typ II).
2. Lebensweise:
Diese kann den Alterungsprozeß verstärken, aber auch hemmen. Deshalb sollte sie eingehend mit dem Hausarzt besprochen werden. Dazu gehören:
a. Ernährung: Einseitige, zu fette und zu reichliche Kost besonders mit Übergewicht fördert die genetisch programmierte Alterung. Dagegen kann eine optimal zusammengesetzte knappe Kost den Alterungsprozeß verlangsamen. Durch das alterungsbedingte Absinken des Hormonspiegels verwerten viele alte Menschen die aufgenommene Nahrung besser als die jungen und werden dadurch zunehmend dicker. Fettsucht reduziert aber die Lebenserwartung deutlich. Deshalb müssen solche alte Menschen die Nahrungsaufnahme reduzieren und am besten nur noch zwei Mahlzeiten täglich zu sich nehmen. Dabei ist es ratsam, vor allem das Abendessen zu streichen oder es durch eine Trennkost zu ersetzen. Hierzu trennt man Eiweiß und Kohlenhydrate, verzehrt also abends zum Beispiel eine reine Eiweißkost. Diese könnte aus einem Schälchen Quark, einigen Scheiben rohem Schinken oder etwas Käse bestehen, jedoch ohne Brot, Kartoffeln, Gemüse, Salat oder gar Süßigkeiten. Eine solche Kost verhindert in der Regel auch die Gewichtszunahme.
b. Bewegung: Mit zunehmendem Alter neigen viele Menschen zu körperlicher Trägheit. Sie ziehen den Fernsehsessel einem täglichen Spaziergang in frischer Luft vor und verzichten meist auch auf regelmäßige Gymnastik. Dadurch fördern sie aber ganz erheblich die Alterungsprozesse. Beim Gehen im Freien öffnen sich die Kurzschlußverbindungen (Anastomosen) zwischen den Herzkranzgefäßen. Das ist die beste Vorbeugung gegen einen Herzinfarkt.
c. Positive optimistische Lebenseinstellung: Diese ist ganz besonders wichtig, um sich eine gewisse Jugendlichkeit sowohl körperlich als auch geistig bis ins hohe Alter zu bewahren. Dazu gehört auch, daß man sich mit dem Problem des nahenden Todes auseinandersetzt und es zufriedenstellend löst, was am besten bei einer religiösen Grundeinstellung gelingt.
Konsequenzen für die Behandlung
1. Optimierung der Lebensweise, wie oben geschildert.
2. Optimale Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen am besten durch einen Vitalbrei nach Kollath einmal täglich. Man schrotet abends 2 Eßlöffel Getreide (zum Beispiel Weizen oder Dinkel), rührt dies mit Wasser zu einem Brei und läßt ihn über Nacht quellen. Am nächsten Morgen reibt man einen Apfel mit Kernhaus und Schale darüber, fügt noch je nach Geschmack Obst der Jahreszeit und eventuell etwas Joghurt hinzu, mischt alles gut und ißt es als Frühstück.
3.Individuell abgestimmte homöopathische Behandlung. Durch alle diese Maßnahmen können die Alterungsprozesse aufgehalten oder mindestens verlangsamt werden.
Behandlungsbeispiele
1.Krebs
Bei einer familiären Krebserkrankung kann man gentechnische Untersuchungen durchführen und so feststellen, ob der Mensch ein erhöhtes Risiko für eine Krebserkrankung besitzt. Abgesehen von dem hohen Preis einer solchen Untersuchung stellt ein positives Ergebnis eine dauerhafte erhebliche psychische Belastung für den Betroffenen dar. Des halb gebe ich in solchen Fällen 2 x wöchentlich 3 Körnchen Carcinosinum C30 für lange Zeit, um die Krebskonstitution zu verbessern und damit vorbeugend zu wirken. Wenn eine Krebskrankheit bereits ausgebrochen ist, lassen sich mit dem homöopathischen Konstitutionsmittel oft erstaunliche Erfolge erzielen. wie die nachfolgenden Fallberichte zeigen.
Fall 1
Am 3. April 2012 kam ein 72-jähriger Elektroingenieur im Ruhestand in die Sprechstunde. Wegen einer Arthrose des Hüftgelenks war ihm am 3.2.2012 minimal invasiv eine Hüftgelenksendoprothese rechts eingesetzt worden. Bei der Voruntersuchung zur Operation war ein Rundherd im rechten Lungenoberlappen aufgefallen. Die folgende intensive Untersuchung ergab einen bereits fortgeschrittenen Lungenkrebs rechts mit Befall auch der Lymphknoten. Die eingehende Erhebung der Krankengeschichte erbrachte folgende Vorerkrankungen: Magengeschwür, Borreliose, rheumatische Schmerzkrankheit, Entzündung der Schläfenarterie, Herzoperation mit 4 Bypässen, Mandelabszeß mit Atemstillstand bei der Operation, Operation mit Hüftgelenksprothese links, Leistenbruchoperation rechts, Behandlung wegen HelicobacterMagenschleimhautentzündung. Die vorgeschlagene Lungenoperation lehnte der Patient ab. Deshalb wurde nur eine Radiofrequenzablation durchgeführt. Dabei wird eine Sonde in den Tumor eingeführt und erhitzt, was zu einer Zerstörung des Tumorgewebes örtlich führt. Es konnte so nur der Primärtumor behandelt werden, nicht die befallenen Lymphknoten.
Für die homöopathische Diagnose wurden folgende Symptome benutzt: krebsartige Leiden, Mundwinkel eingerissen, Blutdruck hoch, Nierenstein rechts, Impotenz, Harn tropft nach, morgens Steifheitsgefühl, Beine kribbeln und sind nachts unruhig, besser durch Bewegung. Die Auswertung ergab Lycopodium, das in ansteigenden Q-Potenzen, beginnend mit Q3, eingesetzt wurde. Unter dieser Behandlung normalisierte sich die erhöhte Blutsenkung. Bis auf einen leichten Diabetes mellitus Typ II waren alle Laborbefunde einschließlich der Tumormarker normal. Der Rundherd im rechten Oberlappen bildete sich zurück. Bei der Kontrolle am 6.2.2017 war nur noch eine streifige Verdichtung im Sinne einer Fibrose nachweisbar. Am 30.11.2015 wurde ein Harnblasenkrebs über die Harnröhre operativ entfernt. Bis jetzt ist auch davon kein Rückfall eingetreten.
Kritische Bewertung
Die homöopathische Behandlung hat den Lungenkrebs insgesamt gestoppt, da ja die Radiofrequenzablation nur auf den Rundherd im Oberlappen wirkte. Der Harnblasenkrebs wurde allerdings nicht verhindert, so daß die Arzneiwahl nochmals überprüft werden muß.
2. Trockene Maculadegeneration
Zu den besonders häufigen Alterskrankheiten gehört die Maculadegeneration. Dabei kommt es zu einer Schädigung der Stelle des schärfsten Sehens im Auge, was häufig zur Erblindung führt. Die feuchte Form kann schulmedizinisch behandelt und gestoppt werden. Für die trockene Form gibt es bisher keine etablierte Behandlung. Dr.Hübner hat dafür ein homöopathisches Behandlungsschema entwickelt, das sich mir in der Praxis bewährt hat. Dabei werden anfangs Sulfur, Aurum metallicum und Arnica in aufsteigenden Potenzen verabreicht, ab der 33. Woche aber nur noch Sulfur D200 zweimal monatlich, ab der 57.Woche Sulfur C200 einmal im Monat. Abbildung 1 zeigt das genaue Vorgehen. Damit kann man die Maculadegeneration nicht heilen, wohl aber ihr weiteres Fortschreiten aufhalten und so die Patienten vor der Erblindung bewahren.
Fall 2
Ein 70-jähriger Arzt bemerkte 1994 plötzlich einen kleinen blinden Fleck am Rande seines Sehfeldes im Bereich des rechten Auges. Die augenärztliche Untersuchung ergab als Ursache eine trockene Maculadegeneration der Netzhaut rechts. Daraufhin habe ich ihm das oben skizzierte Behandlungsschema verordnet. Dadurch konnte der Prozeß zum Stillstand gebracht werden. Die Sehschärfe blieb erhalten. Der blinde Fleck vergrößerte sich nicht weiter. Das Leiden griff auch nicht auf das linke Auge über. Bei einer weiterhin konstanten Gabe von 5 Globuli Sulfur C200 einmal im Monat war der Befund nach 20 Jahren unverändert. Ähnliche Verläufe habe ich auch bei weiteren Patienten unserer Praxis beobachtet.
3. Gonarthrose
Arthrosen sind degenerative Veränderungen, die an den verschiedensten Gelenken auftreten können. Sie deformieren die betroffenen Gelenke und schränken ihre Bewegungsfähigkeit ein, was oft starke Schmerzen verursacht. Besonders unangenehm und hinderlich sind für die Patienten Arthrosen der Kniegelenke. Deren Operation ist komplizierter als die der Hüftgelenke und bringt oft nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb versuche ich möglichst lange konservativ zu bleiben. Harpagophytum D3, eine homöopathisch potenzierte Heilpflanze, wirkt als Injektion oft besser als die orale Gabe. Wir spritzen ein bis zweimal wöchentlich eine Ampulle Harpagophytum D3 unter die Haut am erkrankten Gelenk. Die gleichzeitige Injektion von Zeel compositum, das aus einer Kombination von mehreren homöopathischen Einzelmitteln besteht, kann den Effekt noch verbessern.
4. Grauer Star
Diese Augenkrankheit tritt im Alter häufig auf. Dabei trübt sich die Linse durch Ablagerungen immer mehr. Das Farbensehen geht verloren. Die Sehschärfe läßt zunehmend nach, und es kann zu völliger Erblindung kommen. Mittels einer neuen Operationstechnik wird die alte Linse zertrümmert und durch eine neue ersetzt. Diese ist allerdings starr, so daß sie je nach dem Wunsch des Patienten auf die Nähe oder Ferne eingestellt werden kann. Der Eingriff dauert nicht lange und kann sogar ambulant mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Deshalb wird von den meisten Erkrankten diese Operationsmethode bevorzugt. Der homöopathische Augenarzt Dr. Waterloh hat eine Methode entwickelt, bei der, wie Abbildung 2 zeigt, im Wechsel vier homöopathische Einzelmittel angewandt werden. Wenn man bei einem beginnenden grauen Star diese Mittel konsequent einsetzt, läßt sich ein Rückgang der Linsentrübung und damit eine Verbesserung des Sehvermögens erreichen.
5. Erkrankung der Herzkranzgefäße
Die häufigste Todesursache sind immer noch Herz- und Kreislauferkrankungen. Unter diesen sind die Erkrankungen der Herzkranzgefäße besonders häufig. Da das Herz lebenslang ständig in Bewegung ist, benötigt es besonders viel Sauerstoff, der ihm durch Arterien, die sogenannten Herzkranzgefäße, zugeführt wird. Diese wiederum sind durch Kurzschlüsse (Anastomosen) verbunden, um eine lebensnotwendige Blutversorgung des Herzmuskels unter allen Umständen zu gewährleisten. Die Anastomosen sind in Ruhe geschlossen und öffnen sich nur bei Bedarf. Eine Erkrankung der Herzkranzgefäße in der Regel durch Arteriosklerose führt zu einer Verdickung der Gefäßwand mit nachfolgender Einengung des Gefäßes und dadurch verminderter Durchblutung des Herzmuskels. Bei einem Verschluß des Herzkranzgefäßes und gleichzeitig geschlossenen Anastomosen kann ein Teil des Herzmuskels absterben, was als Herzinfarkt bezeichnet wird. Dieser kann je nach Ausdehnung zum Herzstillstand und damit zum Tode führen.
Um ein solches Ereignis zu verhindern, sind vorbeugende Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören eine antiarteriosklerotische Kost und regelmäßige Bewegung, wie sie in der Einleitung bereits beschrieben wurden. Zusätzlich hat sich gerade bei älteren Menschen die in Afrika wachsende und dort als Pfeilgift verwendete Pflanze Strophanthus gratus bewährt. In der medizinisch verwendeten Dosis bewirkt das Mittel eine bessere Durchblutung in Niere, Herz und Hirn. Das sind drei Organe, die beim alten Menschen besonders häufig erkranken. Man mußte das Präparat früher immer spritzen. Erst neuere Untersuchungen ergaben, daß es auch von den Schleimhäuten des Verdauungskanals aufgenommen wird und durch den Mund verabreicht werden kann. Ich empfehle morgens und abends je eine Kapsel mit 3 mg g-Strophanthin, wie der Wirkstoff medizinisch heißt. So kann man einem Herzinfarkt vorbeugen.
Weiterhin hat sich bei mir in der Praxis Lachesis D200, 3 x wöchentlich 3 Globuli, bewährt. Diese Therapie hat als erster Dr. Banerji in Indien empfohlen. Das Mittel hemmt das Fortschreiten der Arteriosklerose im Bereich der Herzkranzgefäße und fördert die Rückbildung dieser Gefäßveränderungen.
Ausblick
In einer Zeit, da die Menschen immer älter werden, ist eine Vorbeugung gegen die Entwicklung von Altersveränderungen an den lebenswichtigen Organen besonders notwendig. Das erfordert zweifellos Mühe und Disziplin. Dafür wird der Mensch mit einer langdauernden Beschwerdefreiheit und guter Lebensqualität bis ins hohe Alter belohnt.
Facharzt für innere Medizin, Homöopathie. Von 1964 bis 1968 Oberarzt der I. Medizinischen Klinik Karlsruhe, danach Chefarzt und zuletzt ärztlicher Direktor des Krankenhauses in Langensteinbach. Seit 1971 in Gemeinschaftspraxis mit Ehefrau niedergelassen. Über 70 Jahre ärztliche Berufserfahrung.