Kennen Sie natürliche Vitamin B – Quellen in unserer pflanzlichen Nahrung?

Immer wieder erlebe ich es im Praxisalltag, dass Patienten mich fragen, ob denn auch in Obst und Gemüse B-Vitamine vorkommen? Um Ihr Wissen zu mehren, habe ich Ihnen diese Kurzübersicht gestaltet. Vitamin B 1 (Thiamin oder Thio-Vitamin): Wichtig zur Energiegewinnung aus unserer Nahrung und für die Funktionsfähigkeit unseres Nervensystems und dem Herzen. Ein Mangel löst Appetitlosigkeit aus. Ein Mangel nennen die Mediziner Beriberi. Typische Symptome dieser Mangelerkrankung sind neurologische Störungen, Herzmuskelschwäche und allgemeiner Muskelschwund. Aber auch bei dem Korsakow-Syndrom liegt ein Vitamin B 1 – Mangel vor. Dabei handelt es sich um eine Gedächtnisleistungsstörung, die gehäuft bei Alkoholikern auftritt. Es findet sich in Vollkornprodukten, bevorzugt in Haferflocken und Weizenkleie, sowie ungeschältem Reis. Aber auch in Tomaten, Grünkohl, Blumenkohl, Broccoli, Karotten, Kartoffeln und grünen Bohnen. Vitamin B 2 (Riboflavin, Lactoflavin): Wichtig für die Verwertung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten, also den drei Hauptbausteinen unserer Nahrung. Fehlt es, so kann es zu Wachstumsstörungen und Rissen in den Lippen und Mundwinkeln kommen. Es ist reichlich in grünem Blattgemüse, Hülsenfrüchten, Spargel und Pilzen, sowie in Vollkornprodukten und besonders in Haferflocken vorhanden.

Vitamin B 3 (Niacin, Nicotinsäure, PP-Faktor = Pellagra Präventiv Faktor) hat eine große Bedeutung für unser zentrales Nervensystem und für den ganzen Stoffwechsel. Sehr wichtig für unser Herz. Müdigkeit, Gewichtsverlust und Appetitmangel zeigen sich bei einem Mangelzustand. Diesen nennt der Mediziner Pellagra. Natürliche Quellen sind Aprikosen, Pfirsiche, Bananen, Ananas, Himbeeren, Erdbeeren, Erdnüsse, Vollkorngetreide wie etwa Gerste und Buchweizen, sowie Broccoli, Kartoffeln und Grünkohl.

Vitamin B 4 (Cholin) wurde 1849 von Adolph Strecker in der Schweinegalle entdeckt und zählt im strengeren Sinn nicht mehr zu den Vitaminen, sondern ist in seiner Form Bestandteil des Nervenüberträgerstoffes (Neurotransmitter) Acetylcholin und auch Bestandteil des Lecithin (Phosphatidylcholin), das wichtig für unsere Gehirnfunktion ist. Es ist in Weizenkeimen, Sojabohnen, Amaranth, Blumenkohl, Quinoa, Spinat und Nüssen in hohen Mengen enthalten.

Vitamin B 5 (Pantothensäure) ist wichtig zur Verwertung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen und für die Haut. Menschen mit einer Infektanfälligkeit, Hautschäden und nervösen Störungen haben häufig einen Mangelzustand. Neben Vollkornprodukten und Haferflocken sind Nüsse, Apfelsinen, Melonen und Tomaten sehr reichhaltig

Vitamin B 6 (Sammelbezeichnung für Pyridoxin -pflanzliche Quellen- und den tierischen Quellen Pyridoxamin und Pyridoxal) ist als Coenzym an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Wichtig für unseren Eiweißstoffwechsel, für die Blutbildung und unser Nervensystem. Kommt es zu einem Mangelzustand, treten Krankheitsbilder wie Blutarmut, Übelkeit, Depression und Nervenentzündungen auf. Vorkommen in vielen Hülsenfrüchten wie weiße Bohnen, Kichererbsen und Linsen. Kohl, Broccoli, Feldsalat und Kartoffeln sind sehr reich an diesem Vitamin. Ebenso Nüsse, Samen und Kerne. Aber auch Avocado und Bananen sind besondere Lieferanten.

Vitamin B 7 (Biotin oder Vitamin H) ist wichtig für unseren ganzen Zellstoffwechsel und die Schönheit. Macht eine glatte Haut, beseitigt Haarausfall, brüchige Fingernägel und Depressionen. Hier haben wir eine große Auswahl: Bananen, Erdbeeren, Aprikosen, Grapefruit, Kirschen, Birnen, Tomaten, Erbsen, Spinat, Blumenkohl, Spargel, Kartoffeln, Mandeln, Walnüsse, Haferflocken, Vollkornprodukte.

Vitamin B 9 (Folsäure, Folat, Pteroylglutaminsäure wurde früher auch als Vitamin B 11 oder Vitamin M bezeichnet) ist wichtig für das Zellwachstum und den Homocysteinstoffwechsel. Kommt es zu einem Mangelzustand, so resultieren daraus eine Blutarmut, Gedächtnisschwäche und Fehlbildungen oder Missbildungen bei der Leibesfrucht. Sowohl Grünkohl, Broccoli, Kirschen, Himbeere, Mango, Avocado, Spinat, Blumenkohl, grüne Bohnen, Linsen, Paprika, Kichererbsen, Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse, Quinoa und Haferflocken sind natürliche Spender.

Vitamin B 12 (Cobalamin) ist wichtig zur Blutbildung, zum Zellaufbau und für unser Nervensystem und führt bei einem Mangelzustand zu Blutarmut, Verstopfung, Nervenstörungen bis hin zu Psychosen. Hier sieht es eher schlecht aus, was die Lieferung aus Pflanzen anbelangt. Weder Obst und Gemüse noch Nüsse oder Saaten sind reich an Vitamin B 12, außer Sanddorn! Pflanzlich fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut und Bier (Pfarrer Kneipp lässt grüßen!) sind sinnvolle Quellen. Ebenso Shiitake-Pilze und Algen (Chlorella, Spirulina, Nori) bringen bei größerem Verzehr die notwendige Menge, wie auch Seetang und Wakame.