Plantaginaceae – aus der Familie der Wegerichgewächse

Alle Wegeriche sind unsere Weg-Gesellen und Weg-Begleiter:Innen. Schon seit Jahrtausenden säumen sie unsere Wege, werden „Könige, Fürsten oder Herrscher der Wege“ genannt, gedeihen auch in den Wiesen, manchmal fast unscheinbar und verborgen. In Europa gibt es über 30 Arten der Gattung Plantago.

  • Spitzwegerich – Plantago lanceoláta oder minor L.
  • Mittlerer Wegerich – Plantago media L.
  • Breitwegerich – Plantago major L.

In Europa gibt es über 30 Arten der Gattung Plantago. Ausgehend von Europa sind Wegerich Arten mittlerweile weltweit verbreitet. 2014 kürte man den Spitzwegerich als Heilpflanze des Jahres. Der Wegerich birgt einen wahren Schatz! Von größter Bedeutung sind seine Heilwirkungen!

Bei uns bekannt sind mehrere „Geschwister“ von Wegerich Gewächsen – der Breitwegerich, Mittlerer Wegerich, Hirschhornwegerich, Krähenfußwegerich, Spitzwegerich und Alpenwegerich. Den letzteren Wegerich bekommen nur wenige Menschen zu Sehen, da er in einer Höhenlage von über 1800 Meter wächst, sogar bis zur Schneegrenze. Jede Wegerich Art hat eine besondere Heilkraft. Unser Hauptaugenmerk soll hier auf den Spitz-, Mittleren- und Breit Wegerich sein, denn die Gattungen der Wegeriche sind groß und vielfältig. Vor über hundert Jahren schrieb der berühmte Naturheiler und Pfarrer Künzle aus der Schweiz über den Wegerich. In seinem ersten praktischen Heilkräuterbüchlein, beschreibt er alle sogenannten verachteten und geschmähten „Unkräuter“, die in Wirklichkeit herrliche Heilmittel sind. Sie wurden uns von der Schöpfung in den Weg, in die Hand und wahrlich auch „unter die Füße“ gelegt.
„Nichts in der Natur kommt von ungefähr
Alles kommt vom Höchsten her.
Drum tadle nie im Unverstand,
Was du nicht gründlich hast erkannt
Was du zertrampelst als den Feind,
Ist oft dein allerbester Freund.“


Frische Energie & Detox: Buntes Wildgemüse ist nicht nur ein Augenschmaus auf dem Speiseplan, sondern auch viel gesünder als Zucht- & Treibhaus-Salate!

Pfarrer Künzle, wie auch seinerseits Pfarrer Kneipp, später Maria Treben und viele andere Naturheil-Wissende haben unzählige Indikationen für diese Pflanze gegeben. Schon der griechische Arzt Themison hat dem Wegerich ein ganzes Buch gewidmet! Und in der Tat: Wir müssten auch heute noch ein ganzes Buch schreiben, um diese hervorragenden heilenden Eigenschaften wie – blutreinigende, entzündungshemmende, schmerzlindernde, antiseptische, schleimlösende Wirkungen zu verdeutlichen. Die erfolgreichen medizinischen Anwendungen verdanken wir vielen Inhaltstoffen wie: Schleim- und Gerbstoffe, bakteriostatische Stoffe, Glykosid Aucubin, Chlorogensäure, Vitamin A, C, K, Phenylethanoide, im Samen viel Schleim und Fett, daher Flavonoide und Saponine, Mineralstoffen wie: Kieselsäure, Eisen, Kalium, Zink

Der Wegerich wacht also über die Wege. Er steht genau dort wo wir ihn brauchen. Was kann arbeiteten Menschen, Wanderer oder zu Fuß Reisenden nicht alles geschehen? Unfälle, Verwundungen, Bisse, Stiche, Blutungen, Dornen, Splitter, Beinverletzungen uvm. Oft werden dem Wandernden die Füße schwer oder gar wund. Interessanter Weise erinnert uns die Blatt-Form des Breitwegerichs an die menschliche Fußsohle. Paracelsus, gab für die oben genannten Beschwerden eine genaue Anweisung: „Wenn ein Mensch durch das Gehen Blasen an den Füßen bekommt, solle Wegerich gestoßen werden, über Nacht aufgelegt und am Morgen die Schuhe damit angefüllt, hilft dies und vertreibt die Schmerzen.“
Mit seiner Blattform bietet sich der Wegerich geradezu als Wundpflaster an. Weiter sagt Paracelsus:
„Es gibt keine Pflanze, die mehr austrocknet und zugleich festigt als Plantago!“
Diese Alten Anwendungen des Breitwegerichs als Wundauflage haben sich bestätigt. Schädliche Keime werden abgetötet. Stoffe die Entzündungen hemmen, die Wunde desinfizieren und Wundheilungen beschleunigen. Kein Wunder, dass schon Dioskurides (50 n. Chr.) bei Hundebissen, Blutflüssen, Brandwunden uvm den Wegerich empfahl. So war der Wegerich wegen seiner wundheilenden, antientzündlichen und blutstillenden Wirkungen auch bei Pfarrer Kneipp ein beliebtes Heilkraut:
„Die Heilung geht rasch vor sich….wie mit Goldfäden näht der Wegerich Saft den klaffenden Riss zu und wie an Gold sich nie Rost ansetzt, so entflieht dem Wegerich Fäulnis und faules Fleisch.“ Auf Grund dieser Blutreinigenden Eigenschaften wirkt der Wegerich wahre Wunder!

Der Breitwegerich ist ein stetiger Geselle, selbst an den unwirtlichsten, extremen Stellen wächst er, von Wanderschuhen zertreten, zwischen Schotter und Schutt sich hervorkämpfend. Er ist zäh und besitzt eine große Ausdauer. Besonders ist auch seine enorme Unempfindlichkeit gegenüber festen Tritten. Die Blätter haben eine feste Beschaffenheit und sind von ausgeprägten Parallelnerven durchzogen. Aus diesem Mittelpunkt der Blätter-Rosette entspringen die blattlosen Pflanzen Stängel, an denen lange schmale zylinderförmige Ähren sitzen. Aus den weißen Blütenköpfchen ragen lange Staubgefäße hervor. Auch der Mittleren Wegerich, wird kaum geschädigt, da er sehr eng am Boden anliegende Blätter hat. Die Endung „rich“ ist abgeleitet vom germanischen „rik“ und stand für „Herrscher, König, Fürst“.Weg-er-ich stammt aus dem Althochdeutschen: „wega“ = Weg. Unser Wegerich ist wahrlich ein König und Herrscher der Wege!

Alle Wegerich Arten sind „Erste Hilfe“ Pflanzen. Unter den Kindern bekannt als das „Wiesenpflaster“. Dazu werden die Blätter gequetscht oder zerrieben bis die Säfte hervortreten. Zwischen den Fingern, Händen oder Steinen. Die Griechen entdeckten schon seine heilende Wirkung und wussten, dass das Zerreiben seiner Blätter einen Saft für Hautreizungen, Insekten und Brennnesselstiche die Heilung fördert! Draußen unterwegs, sind sie uns heute noch ein „Notpflaster“ bei Bienen-, Wespenstichen und Schnittverletzungen. Tupfen Sie diesen „grünen Heil-Saft“ mehrmals hintereinander auf die betroffene Stelle. Für diese Soforthilfe können wir Spitz-, Mittlerer- und Breitwegerich nutzen.


Der “Wegerich” in seinen unterschiedlichsten Formen: Spitzwegerich & Breitwegerich – dazwischen findet sich auch noch der mittlere Wegerich.

Die Entdeckung der „neuen“ Welt im Jahre 1492, war auch für die Wegerich Arten ein historischer Moment. An den Sohlen der Siedler hafteten die klebrigen Samen und traten ihrer Reise nach Nordamerika, Neuseeland, sowie Australien an. Die Indianer gaben der Pflanze den Namen „Fußabdruck des weißen Mannes“, denn überall wo dieser seinen Fuß hinsetzte, begann der Wegerich zu sprießen. Die Samen des Wegerichs werden im feuchten Zustand klebrig, konnten so gut an den Fußsohlen, später Wagenrädern von Reisenden, sozusagen verschleppt werden. Der wissenschaftliche Name Plantago leitet sich vom lateinischen Namen „Planta“ = Fußsohle ab. Gerade weil er als „Trittpflanze“ überall dort gedeiht, wo der Boden durch die Fußspuren oder Wagenräder verdichtet wurde.

Bei meinen Jahrelangen Beobachtungen und Kräuterexkursionen begegnete mir einmal folgendes Bild: Auf einer Wiese, in der Nähe eines Bauernhofes, stand ein Holz-Hackklotz in dem ein Beil steckte. Als ich nähertrat, war ich sehr überrascht. Überall am Boden, um den Hackklotz herum, bis zu eineinhalb Metern vom Klotz entfernt, wuchs fast nur Wegerich – der mittlere Wegerich! Was zeigt uns der Wegerich damit an? Im Grunde spricht dieses Bild für sich und die Erkenntnis berührt tief. Pflanzen sind uns Verbündete Wesen! Sehr bemerkenswert, wie der Wegerich uns dienen, unterstützen, heilen und einfach für uns Menschen DaSein möchte. Ein wahres Wunder! Vielleicht haben Sie auch selbst ähnliches an Spielplätzen oder um ein Fußballtor vorgefunden. Auch hier wächst oft großflächig der Heilsame Wegerich!


Kräuter-Expertin Sabine Stecher empfiehlt: Trocknen Sie Ihre gesammelten Kräuter-Schätze ohne Hitzezufuhr so schonend & natürlich wie möglich um alle wertvollen Wirkstoffe zu erhalten.

Der Spitzwegerich hat schmale lanzenförmige, fünf bis sieben gerippte Blätter, weshalb er gelegentlich auch als die „7 Rippe“ oder als „Spießkraut“ bezeichnet wurde. Der Name lanceolata stammt vom lateinischen „lanceo“ = Lanze ab und beschreibt sehr genau die Form der Blätter, wie die deutsche Vorsilbe „Spitz“. Die Blätter stehen mehr nach oben in grundständiger Rosette. Die Blüten sind in kurzer kolbenartiger Ähre. Spitzwegerich trägt unscheinbare weiße Blüten und kann bis zu 50 cm groß werden. Da die Pflanze viel Schleimstoffe enthält, die manchmal zum Schimmeln neigen, sollten Sie die Blätter vorsichtig – Blatt neben Blatt – zum Trocknen auslegen. So schonend deshalb, weil das Aucubin, das eine antibiotische Wirkung hat, sehr empfindlich reagiert. Sollten sich die Blätter dunkelbraun verfärben sind sie unwirksam, damit scheint die Lagerung für das Trocknen zu feucht gewesen zu sein. Achten Sie beim Spitzwegerich Sammeln auch darauf, dass Sie diese heilsame Pflanze, wie alle anderen Heilpflanzen zum Trocken immer nur an einem sonnigen warmen Tag und niemals bei Nässe oder Regen sammeln. Durch die antibiotische Kraft der frischen Pflanze, die Bakterien in einer großen Intensität hemmt, wird der Spitzwegerich oft auch als „Garten-Penicillin“ genannt. Er wirkt innerlich und äußerlich gegen Pilze und Bakterien. Aus diesem Grunde therapierten viele Ärzte im zweiten Weltkrieg infizierte Wunden mit frischen Zubereitungen aus Spitzwegerich, da es einen Mangel an Antibiotika gab.

Der Spitzwegerich hat eine gelungene Kombination an heilsamen Inhaltstoffen, die vor allem sehr positiv auf die Bronchien wirken. Innerlich ist er bei allen Lungen- und Bronchialleiden sehr erfolgreich! Seine Anwendungen reichen von Reizhusten, Bronchitis, zur Unterstützung von Lungenentzündung, begleitend bei Asthma und auch bei angegriffenen Lungen von starken Rauchern. Sehr beliebt ist Spitzwegerich auch in der Kinderheilkunde, da bei der Therapie gerade mit Spitzwegerich weder Nebenwirkungen noch irgendwelche Wechselwirkungen beobachtet werden konnten. Auch Gegenanzeigen sind nicht bekannt. Diese wundervollen Pflanzenschleimstoffe überziehen die angegriffenen Schleimhäute des Atemtraktes mit einer heilsamen Schutzschicht. So werden sie von neuen Angriffen von außen bewahrt und lassen Entzündungen abheilen. Diese fein aufeinander abgestimmten Wirkungen auf die Bronchien sind: reizmildernd, entzündungshemmend, hustenmildernd, Lungen-gewebsfestigend und wie schon erwähnt im frischen Zustand antibakteriell. Er ist es auch der hierzulande hauptsächlich medizinisch verwendet wird. Noch wirksamer als der Tee ist eine Zubereitung aus frischen Blättern zu einem Sirup oder auch Erdkammerhonig genannt. Diese Zubereitung ist schon sehr alt und bewährt sich auch heute noch sehr erfolgreich gegen alle die oben genannten Krankheiten. Die Heilenden Stoffe des Spitzwegerichs werden hierbei sehr schonend ausgezogen, ohne Vital- und Wirkstoffe zu zerstören!


Spitzwegerich – einzeln zum Trocknen gelegt, vermeidet Schimmelbildung.

Die Zubereitung eines Erdkammer-Spitzwegerich Honigs
In einem sauberen ausgespülten 1-2 Liter Einmachglas, werden schichtweise je 1 cm dicke Schicht von Spitzwegerich Blätter, dicht übereinander gelegt. Dann eine Lage dünnflüssigen Honig darüber gießen. Verfahren Sie so im Wechsel weiter. Bis das Glas an den Rand aufgefüllt ist. Mit einer Schicht Honig abschließen. Alle Blätter müssen mit Honig bedeckt sein. Lassen Sie das Glas über Nacht stehen, damit sich alles setzen kann und gießen Sie gegeben falls am nächsten Morgen nochmals mit Honig auf. Das ganze Glas packe ich immer in ein oder zwei Tüten/Taschen, was Sie zur Verfügung haben und binde danach mit einem Draht und Seil zu. Dann versenken sie dieses in einem ca 50 cm tiefem Erdloch. Legen Sie ein kleines Brett darauf und beschweren mit einem Stein. Vorsichtig mit Erde zuschütten und Bitte markieren Sie die Stelle!, damit Sie Ihren Spitzwegerich Honig wieder finden. Die gleichmäßige Temperatur in der Erde bewirkt nun eine langsame Fermentierung. Nach drei Monaten wird wieder ausgraben. Abseihen, gut auspressen und in kleine Flaschen füllen, beschriften und an einem kühlen Orte aufbewahren. Die beste Erntezeit der Blätter für diesen „Hustenhonig“ ist Mai. Ansonsten können die Spitzwegerich Blätter bis August gesammelt werden.

Bei Heiserkeit, Husten, verschleimten Bronchien, allerlei Atemwegsinfekte, mehrmals täglich ein viertel bis zu einem ganzen Teelöffel einnehmen. Damit die umhüllenden Schleimstoffe die Schleimhaut immer wieder benetzen auch langsam auf der Zunge zergehen lassen.
Alle Katarrhe der Luftwege, ob Bronchitis, Asthma, generelle Schwäche im Abwehrsystem der Atemwege, aber auch Entzündungen der Mund und Rachenschleimhaut. Nach alten Heillehren ist in unserer Lunge die „Trauer“ gespeichert. Diese Gefühle seinen oft verdrängt bis in die entferntesten Lungenspitzen.


Nutzen Sie die Kraft des Wegerichs im Frühsommer, um sich bereits einen wohltuenden Sirup für die Erkältungszeit zuzubereiten.

Wegerich-Wildpflanzen-Kulinarisches
Nicht nur ein Heilmittel sind unsere Wegerich Arten. Im Frühling schon offenbaren sich auch die kulinarischen Vorzüge der Pflanze. Die jungen Blätter und auch die jungen Triebe der Knospen lassen sich vor der Blütezeit zu einer schmackhaften Salatzutat, in Smoothies oder gepressten Säften verwenden. Vor der Blüte sind alle Wegerich Blätter noch zarter. Sie schmecken ein wenig bitter und erinnern erstaunlicherweise an den Geschmack von Pilzen. In der Mitte jeder Rosette der Wegerich Arten finden wir fast immer zarte und frische Blätter für feine Suppen, Gemüsegerichte, Bratlingen und andere leckere Speise-Zubereitungen. Die jungen Blütentriebe können für Soßen verarbeitet, zu Kapern oder Pickels eingelegt werden.

Der Spitzwegerich sorgt als Heilkraut für Lunge und Atemwege auch für unsere Seele. Wegeriche warten nicht nur freundlich am Wegesrand, sondern möchten uns zum wieder „Tief DurchAtmen“ verhelfen. Mehr lebensnotwendiger Sauerstoff im Körper, verhilft uns auch zu mehr Heiterkeit. Wir sollen uns mit Hilfe des Wegerichs in unserem Körper Wohl und Kraftvoll fühlen, damit wir aufblühen und Gesund bleiben!